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Kapitel 8: Spiel im Schatten

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cyunamikaze's avatar
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„Oh Gott, ich bin so schlecht vorbereitet. Wisst ihr was Professor Marigold zu den magischen Pflanzen gesagt hatte? Mussten wir die auch können? Bitte sagt nicht ja, die Tabelle habe ich nicht auswendig gelernt.“, brabbelte Sophia panisch vor sich hin und wippte hektisch mit dem Fuß. Kalea warf ihr einen strengen Blick zu, während Rose nur genervt die Augen verdrehte. Es war typisch für die Brünette vor jedem Test solange Panik zu verbreiten, bis schließlich auch die letzte nervös war, dabei hatte die Prinzessin von Cyros selten einen Grund sich Sorgen zu machen, denn grundsätzlich schnitt sie in Klausuren immer hervorragend ab, obwohl sie selten etwas dafür zu tun schien.
„Wie hießen diese ganzen magischen Pflanzen noch mal? Ich weiß grade mal die ersten zehn und -“
Rose fuhr ihr dazwischen, die Augenbrauen mürrisch zusammengezogen: „Halt bitte die Klappe, Sophia, oder ich sorge dafür.“ Sofort verstummte die Angesprochene und biss sich auf die Lippe, um ihren Redefluss zu stoppen, was ihr nicht unbedingt leicht fiel, denn direkt vor den Klausuren fielen ihr immer die wichtigsten Fragen ein. Sie wurde erlöst, als sich die Klassentür öffnete und die kleine Gruppe gemeinsam mit ihren Mitschülern schneller als gewöhnlich in den Raum strömte.
Angespannt ließ sich die Prinzessin von Cyros auf ihren Platz mittig im Klassenzimmer sinken. Sie hatte die Theorie, dass es sich in der Mitte am besten sitzen ließ, denn vorne saßen bekanntlich nur die Streber oder Chaoten, die dort hin gezwungen wurden und ganz hinten, wurde nicht aufgepasst. In der Mitte war es perfekt. Man wurde nicht verurteilt und als Streber abgestempelt und trotzdem konnte man perfekt aufpassen.
Seufzend packte sie ihre Stifte aus, sorgsam darauf bedacht jeden doppelt zu haben, falls einer ausfallen würde, bis auch schon alle auf ihren Plätzen saßen und Professor Marigold die Aufgabenzettel verteilte. Tief atmete Sophia durch. Es würde schon alles gut gehen und sie würde sicher eine gute Note bekommen, schließlich kannte sie den Stoff recht gut, redete sie sich ein und spürte ihr Herz in ihrer Brust rasen. Die letzte Klausur war schlechter gelaufen, als sie sich erhofft hatte und so würde sie dieses Mal eine wirklich gute Note brauchen, wenn sie ihren Notendurchschnitt halten wollte.
Mit zittrigen Fingern drehte sie das Blatt vor ihr um und überflog hastig die Aufgaben. Nach und nach fiel die Anspannung von ihr und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie nach einem Stift griff und sich an die Lösung der Klausur machte. Sie verstand jede Aufgabe, das würde keine große Herausforderung werden.

Erleichtert und ziemlich zufrieden mit sich selbst trat Sophia nach der Klausur aus der Klasse. Kalea, Pandora und Rose warteten bereits auf sie, denn sie hatten beschlossen nach der ersten überstandenen Arbeit gemeinsam Essen zu gehen.
„Wie ist es bei euch gelaufen?“, fragte Sophia strahlend, als sie bei den anderen dreien ankam und Kalea zuckte mit den Schultern: „War schon ganz okay, ich hatte nur etwas Schwierigkeiten bei Aufgabe fünf.“
„Und jetzt lasst uns nicht länger darüber reden, sondern endlich etwas essen gehen.“ Rose hatte die Hände in ihren Taschen vergraben und nickte mit dem Kopf in Richtung Ausgang.
„Ja, ich habe auch Hunger.“, stimmte Pandora dem Vorschlag zu, während sie sich eine widerspenstige Haarsträhne zurück strich, die sich aus dem langen geflochtenen Zopf gelöst hatte.
„Wohin wollen wir denn?“ Sophia öffnete die große Eingangstür und gemeinsam trat die Gruppe auf den Innenhof.
„Wie wäre es mit dem Dean's?“, schlug Kalea vor: „Burger kann man immer essen.“ Da niemand widersprach und man nun wirklich immer Burger essen konnte, war das ganze beschlossene Sache und die vier Feen, wollten grade Alfea verlassen und zur Busstation gehen, als sie von einer kleinen Elfe unterbrochen wurden.
„Verdammter Trollmist, Sophia, wartet mal.“, schrie sie schon von weitem und flatterte hektisch mit ihren kleinen Flügelchen.
„Lizzie?“ Die Fee konnte ihren Augen kaum trauen, als ihre Herzbandelfe auf sie zu flog und sie angestrengt atmend die Hände in die Hüfte stemmte. „Was um Himmels Willen tust du hier?“ Mit großen Augen sah Sophia auf Lizzie hinab, bis letztere den Blick hob und sie wütend anstarrte.
„Ich versuche euch einzuholen“, schimpfte sie und verschränkte die Arme vor der Brust: „Ich brauche eure Hilfe. Ein paar Elfen sind verdammt noch mal wie vom Erdboden verschwunden und wir wissen nicht wo wir suchen sollen.“
„Und da kommst du grade zu uns?“ Rose hatte eine ihrer Augenbrauen in die Höhe gehoben und betrachtete die Elfe misstrauisch. Tatsächlich musste auch Sophia ihrer Freundin recht geben. Die vier waren noch keine ausgebildeten Feen, es wäre eine weitaus intelligentere Entscheidung gewesen einen der Lehrer heranzuziehen.
„Natürlich gehe ich als aller erstes zu Sophia.“, entgegnete das kleine blonde Wesen bissig und drehte sich kurzerhand zu der Prinzessin von Cyros. „Außerdem ist es ganz eventuell auch meine Schuld, dass sie weg sind und ich kann niemandem sonst Bescheid geben weil ich sonst mein hübsches Köpfchen verliere.“ Sie warf ihren Zopf nach hinten und flatterte erwartungsvoll auf der Höhe der Köpfe der Feen.
„Was ist denn passiert?“, erhob Kalea ihre Stimme, während sie ihre blaue Haarsträhne um den Finger drehte.
Lizzie seufzte auf, schien plötzlich peinlich berührt, als sie antwortete: „Ich hatte ein paar Elfen überredet mit mir auf eine Feier zu gehen. Auf dem Weg dorthin haben wir uns irgendwie in diesem verfluchten Wald verlaufen und plötzlich stand uns so ein riesiges, furchtbar hässliches Wesen gegenüber. Ich habe dann natürlich sofort die Beine in die Hand genommen und dann wurden wir getrennt. Und sie sind alle nur mitgekommen, weil ich sie überredet habe, verfluchter Trollmist.“ Sie fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und man sah ihr die Verzweiflung regelrecht an. Vorsichtig streckte Sophia eine Hand nach ihrer Helzbandelfe aus und streichelte ihr beruhigend über den Kopf, in der Hoffnung, dass das reichen würde und Lizzie nicht in Tränen ausbrechen würde. Sie konnte mit Tränen einfach nicht umgehen und schon allein die Gefahr diesen gleich gegenüber zu stehen, bereitete ihr Unbehagen.
„Natürlich helfen wir dir deine Freunde zu finden.“ Zustimmendes Murmeln ließ die Elfe aufblicken und in ihren großes, wässrigen Augen glänzte Hoffnung. Hoffnung, ihre Freunde zu finden ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten. Sophia zog ihre Mundwinkel in die Höhe, nickte ihrer Herzbandelfe aufmunternd zu und diese wischte sich mit einer schnellen Bewegung eine vereinzelte Träne aus dem Augenwinkel, ehe sie auch ihren Mund zu einem Grinsen verzog.
„Dann kommt, folgt mir, ich führe euch hin.“

Die vier Feen folgten Lizzie ohne ihre Führung infrage zu stellen, durch den dichten Wald, der beinahe ganz Alfea umgab. Sie kletterten über Wurzeln, streiften durch Büsche und beschwerten sich auch dann nicht, als das Geäst dichter und dichter wurde, sodass es kaum noch ein Vorankommen gab. Sie mussten sich durch widerspenstige Äste kämpfen, die tiefe Kratzer in ihrer Haut hinterließen, als sie sie beiseite stießen, bis Lizzie schließlich vor einem tiefschwarzen Höhleneingang zum Stehen kam.
Pandora beschlich mittlerweile ein schlechtes Gefühl. Sie hatten nicht nachgedacht, als sie die verzweifelte Elfe gesehen hatten, doch das hier schien kaum eine Aufgabe für vier Anfängerfeen. Lizzie hatte von einem Monster gesprochen und auch wenn man zugeben musste, dass der Größe der Elfen geschuldet, für sie einiges wie ein Monster wirkte, so spürte auch Pandora eine einschüchternde Energie, die direkt aus der Höhle zu strahlen schien. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, so wollte sie auf keinen Fall auch nur einen Fuß in die alles verschlingende Dunkelheit setzen.
Und doch, zu ihrem Leidwesen, hielt Lizzie genau vor dieser Höhle inne, wandte ihren Blick wieder den Feen zu und erhob die Stimme.
„Hier war es. Wir wollten nur einen kurzen Blick hereinwerfen und dann plötzlich ist alles völlig den Bach runtergegangen.“ Sie seufzte lautstark und gestikulierte wie wild mit ihren Händen, nur um schlussendlich in die Tiefen der Höhle zu deuten.
Pandora schluckte schwer, während Rose bereits einige Schritte getan hatte und vorsichtig einen Kopf in die Dunkelheit streckte.
„Ich sehe nichts, alles dunkel“, kommentierte die Schwarzhaarige und zuckte kurz zusammen, als ihre Stimme lautstark von den Wänden widergehallt wurde.
„Wie um Himmels Willen kamt ihr auf die vollkommen bescheuerte Idee in dieses Loch zu flattern?“ Kalea fuhr sich durch die Haare und tat es ihrer schwarzhaarigen Freundin gleich. „Wenn ich hier stehen würde, wäre mit Abstand das Letzte was mir einfallen würde, in die Höhle zu gehen.“
Lizzie zuckte mit den Schultern und ließ sich auf Sophias Schulter nieder.
„Wir wollten nur mal schauen, was sich dort verbirgt und dann haben wir uns verlaufen.“, erklärte sie und Sophia nickte verstehend.
„Dann bleibt uns wohl nichts übrig, als den gleichen Weg einzuschlagen und es ihnen gleichzutun. Panda, kannst du uns etwas Licht machen?“
Die Angesprochene zuckte kurz zusammen, überrascht davon so plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Es war naheliegend, dass sie diejenige war, die sich um Licht kümmern sollte. Schließlich waren ihre Kräfte der Inbegriff von Licht, ein Leichtes also eigentlich eine Höhle zu erleuchten und trotzdem ließ das schlechte Gefühl sie einfach nicht los. Es verunsicherte sie, all diese finstere Energie, die sie wahrnahm, lösten eine Gänsehaut auf ihrem Körper aus und doch wagte sie es nicht etwas zu sagen. Sicherlich war es nur Einbildung und sie machte sich ganz umsonst Sorgen. Die Elfen waren klein. Wahrscheinlich war das Monster, das sie gesehen hatten, nicht mehr als ein verschrecktes Tier.
Sie atmete tief durch und versuchte ihren beschleunigten Herzschlag zu beruhigen, ehe sie ein Lächeln auf ihre Lippen zwang und den Blick von Sophias erwartungsvollen blauen Augen erwiderte.
„Natürlich, kein Problem.“, sagte sie und formte vor den Augen ihrer Freundinnen eine kleine Kugel reinsten Lichts, die einige Zentimeter über ihren Handflächen schwebte und den vier Feen unheimliche Schatten in das Gesicht zauberte.
„Super, dann lasst uns losgehen und die Elfen suchen.“ Erwartungsvoll blickte Rose zu der Weißhaarigen und diese brauchte nur wenige Sekunden um zu verstehen, dass das hieß, dass sie voran gehen sollte. Und ehrlich gesagt gefiel ihr der Gedanke überhaupt nicht. Sie war nun einfach keine Führernatur. Sie fühlte sich nicht wohl dabei voran zu gehen, dafür gab es andere Menschen. Doch nun hatte sie das Licht in den Händen und es gab keine andere Wahl für sie.
Sie tat einen tiefen Luftzug, schluckte alle ihre Sorgen hinunter und nickte, ehe sie die ersten Schritte in Richtung der Höhle trat. Ihre Hand streifte den kalten Stein als sie ihren Oberkörper in die Finsternis streckte. Sofort erhellte die Lichtkugel die Dunkelheit und gab den Blick auf einen schmalen aber ausreichend hohen Gang frei, sodass die vier Feen aufrecht gehend voran kommen sollten. Pandora ließ ihren Blick schweifen, erkannte jedoch nichts weiter außer dem grauen Fels und konnte sich schließlich dazu überwinden die ersten Schritte zu tätigen.
Beinah schlagartig wurde ihr kalt. Kein einziger Sonnenstrahl schaffte es die Höhle zu erhitzen, denn es herrschte eine eisige Kälte, sodass Panda sich die Arme rieb, während sie sich nach und nach weiter voranbewegte. Immer wieder sie einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass ihre Freundinnen noch hinter ihr waren und jedes Mal sah sie in Kaleas angespanntes Gesicht, die nicht zwei Meter hinter ihr ging. Der Gedanke, dass sie ihre Freundinnen verlieren konnte, bereitete ihr ernst zu nehmende Panik. Schon allein, wenn sie daran dachte, sich alleine mit einem Monster auseinander zu setzen, schlug ihr Herz besorgniserregend schnell. Sie war einfach nicht stark oder talentiert genug. Sie war nun einmal keine Kalea, die ohne Probleme die ganze Höhle in einen Eispalast verwandeln konnte, oder eine Sophia, die durch ihr Schild eh besser geschützt war als jeder andere oder Rose, die nur mit dem Finger schnipsen musste, um dem Gegner Feuer unter dem Hintern zu machen. Sie war nun einmal sie und sie war, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, nie eine besonders herausragende Kämpferin gewesen. Tatsächlich war sie wohl nie in irgendetwas besonders herausragend gewesen. Und nun ging sie hier voran, ohne zu wissen, was sie erwartete oder ob sie dem ganzen gewachsen war.
„Wie weit ist es noch?“, vernahm sie irgendwann die Stimme Sophias, die ganz am Schluss der Reihe ging: „Siehst du irgendwas, Panda?“
Die Angesprochene schüttelte kurz den Kopf, bevor sie merkte, dass die Prinzessin von Cyros das überhaupt nicht sehen konnte und erhob dann die Stimme: „Bisher noch nichts, aber der Gang wird immer weiter, vielleicht kommen wir bald in eine Höhle.“ Tatsächlich hatte die Weißhaarige schon vor wenigen Minuten bemerkt, dass die Steinwände sich immer weiter entfernten und das war immerhin etwas.
„Ich erinnere mich auch daran, dass wir in eine Höhle gekommen sind.“, bestätigte auch Lizzie ihre Vermutung.
Zögerlich schritt die Weißhaarige weiter voran, bedachte die Wände mit zunehmender Sorge und als sie plötzlich in eine gewaltige Höhle kam, wollte sie am liebsten auf dem Absatz Kehrt machen. Nicht einmal ihr Licht reichte aus, um sie zu erhellen und so blieb den Feen der Blick auf die andere Seite der Höhle verwehrt.
„Ach du Schande, das ist ja mehr als gewaltig.“ Kalea trat neben Panda und kniff angestrengt die Augen zusammen, um möglichst viel in der Ferne zu erkennen.
„Und hier habt ihr euch verloren?“ Sophia trat auf Pandas andere Seite, während sie sich an ihre Herzbandelfe wandte, die hektisch nickte.
„Ja, hier sind wir auf dieses Ungeheuer gestoßen. An den Wänden gab es verschiedene Ausgänge und wir wurden getrennt.“, erklärte das kleine Geschöpf und warf wütend ihren langen  Zopf über die Schulter.
„Dann sollten wir uns vielleicht auch trennen und die verschiedenen Gänge absuchen.“, schlug die Brünette vor und strich sich nachdenklich über das Kinn. Sofort fuhr Rose herum. „Ich glaube wirklich, manchmal hast du einen Knall.“, unterbrach sie die Prinzessin von Cyros direkt: „Uns wird erzählt, dass hier ein Monster rumläuft und deine erste Idee ist es sich zu trennen? Jetzt weiß ich, wieso du keine Horrorfilme magst. Du würdest zwangsläufig als allererste draufgehen.“
Auch Pandora war es sehr recht, dass sie als Gruppe zusammenbleiben wollten, denn ihr schlechtes Gefühl hatte sich noch nicht verzogen. Sie fühlte sich beobachtet, grade so, als würde in den Schatten etwas lauern, das nur darauf wartete, dass sie einen Fehler machen würden.
„Wir sollten wirklich zusammenbleiben. Irgendwas ist unglaublich seltsam hier.“, sprach schließlich Kalea ihren Gedanken aus, die noch immer versuchte etwas in den Schatten zu erkennen.
Und als wäre diese Aussage ein Kommando gewesen, erschütterte plötzlich ein ohrenbetäubendes Brüllen die Höhle. Pandora fuhr zusammen, presste die Hände auf die Ohren und weitete geschockt die Augen. Augenblick blitzten in der Finsternis zwei rote Augen auf, die in der Dunkelheit mehrere Meter vor über dem Boden zu schweben schienen.
„Da ist es. Dir zeig ich's, gib mir sofort meine Freunde zurück.“, schrie die kleine Elfe lautstark und baute sich vor den Feen auf. Das Monster, das, bis auf seine Augen, noch immer vollständig von den Schatten verschlungen war, ließ einen weiteres Brüllen hören, bewegte sich jedoch nicht weiter, sondern starrte lediglich auf die verängstigten Feen hinab, die völlig erstarrt waren vor Schreck.
Es war in diesem Moment, als die vier Freundinnen, den schwarzen Nebel bemerkten, der sich langsam um ihre Knöchel schlängelte und nach ihnen griff.
„Verdammt, was ist das hier für ein Teufelswerk.“ Rose tat als erste einen Schritt nach hinten, versuchte den dunklen Rauch abzuschütteln und schlagartig hielt wohl die ganze Gruppe den Atem an. Denn der Qualm war nicht abzuschütteln. Es war, als hätte er sich um Rose Beine geschlungen und sie langsam verspeist, denn an den Stellen, die bereits von den Rauch getroffen worden waren, befand sich nichts mehr außer Dunkelheit. Dieser schwarze Nebel war ihr Feind, denn er sorgte dafür, dass sie letztendlich selbst zu Schatten wurden. Es gab kein richtiges Monster, denn die Schatten selbst, waren zu einem Monster geworden.
Ungeschickt stolperte auch Pandora einen Schritt zurück. Der Schatten wurde immer mehr, er stieg von Sekunde zu Sekunde mehr, hatte bereits ihre Oberschenkel erreicht. Sie mussten etwas tun. Sehr dringend mussten sie verhindern, dass ihre Körper weiter in die Dunkelheit fielen, denn ihnen allen war wohl bewusst, was es hieß, wenn sie erst einmal komplett verschwunden waren.
Panisch blickte Pandora an ihrem Körper hinab, erwartete, dass schon mindestens die Hälfte von ihm verschwunden war, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ihre Augen weiteten sich überrascht und es dauerte einen Moment bis sie realisierte, dass sie ihre Beine erkennen konnte. Zwar krochen die Schatten um ihre Glieder, doch sie schienen sie nicht verspeisen zu können. So, als hätten sie keinen Effekt auf sie. Als würde das Licht in ihr sie aufhalten.
„Pandora!“ Sophias Stimme war panisch, angestrengt, als wäre sie schon mehrere Kilometer gelaufen und sofort schnellte der Blick Pandas zu ihrer Freundin herüber. Die Schatten war bereits bis zu ihrer Taille vorgedrungen und der Blick ihrer blauen Augen war verängstigt, ja, schon verzweifelt.
„Die Schatten haben keinen Effekt auf dich. Es ist sicherlich deine Kraft, die sie abhält. Du musst diese Höhle hier erhellen, das wird das einzige sein, was die Schatten vertreiben kann.“, brachte sie flehend über die Lippen und Pandora schluckte schwer. Sie wusste, dass die Brünette recht hatte. Sie hatte aus allem was hier passierte einen ähnlich Schluss gezogen, doch wie sollte sie das machen? Die Höhle war absolut riesig und sie war einfach nicht stark genug. Sie war zu schwach und würde ihre Freundinnen nicht retten können. Sie würde dabei zusehen müssen, wie sie nach und nach von der Dunkelheit gefressen wurden.
„Los, Pandora, du schaffst das.“
Sie kniff einen Augenblick die Augen zusammen und fuhr sich durch die geflochtenen Haare, ehe sie sich verwandelte.
Schließlich konnte sie nicht aufgeben, bevor sie es nicht zumindest versucht hatte. Es ging hier immerhin um ihre Freunde und sie durfte sie nicht einfach dem Tod überlassen, nur weil sie sich zu schwach fühlte.
Mit ihren Flügeln auf dem Rücken fühlte sie sich gleich ein bisschen stärker. So, als könnte sie etwas ändern, als würde sie irgendetwas ausrichten können.
Sie schlug ihre Handflächen aneinander.
„Lichtstrahl!“, rief sie aus und ein Strahl von gleißend hellem Licht erhellte die Höhle. Einen kurzen Moment keimte Hoffnung in Pandora auf. Sie hatte alles an Kraft in diesen Strahl gesteckt, die sie aufbringen konnte und ihr Angriff war stark gewesen. Sie musste kurz blinzeln, als das Licht langsam erlosch und schlagartig alles von Finsternis verschluckt wurde.
Ein Schluchzen entwich ihren Lippen und reflexartig schlug sie die Hände vor den Mund. Ein Blick hatte genügt. Ein Blick hatte genügt um ihr das winzige bisschen Hoffnung zu nehmen, das sich in ihr gesammelt hatte. Ein Blick aus roten Augen, ein Blick, der absolut unbeeindruckt auf ihr lag. Ein Brüllen reichte aus, um sie abermals in Angst zu versetzen. In fürchterliche, erdrückende Angst, die sie von innen heraus erfüllte und ihre die Hände fesselte.
Sie war zu schwach.
Sie war einfach wirklich zu schwach.
Wie hatte sie nur eine solche Versagerin werden können?
Einmal, einmal verließ man sich auf sie und dann versagt sie.
„Pandora, bitte.“
Langsam, ließ sie ihren Blick nach links schweifen, blickte in Sophias panische Augen, die alles an Angst ausstrahlten, die sie in ihrem inneren spürte. Der Schatten hatte bereits ihre Schultern erreicht, es würde sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie gänzlich verschwunden war. Sie ließ den Blick weiter wandern, sah Kalea, die noch versucht hatte die Finsternis einzufrieren bis hin zu Rose, die Flammen aus ihren Handflächen schoss, um sich irgendwie zu retten.
Sie alle kämpften, obwohl es keine Chance gab.
Sie alle kämpften, obwohl sie mit ihren Kräften rein gar nichts ausrichten konnten.
Sie alle kämpften, außer sie selbst, obwohl sie die einzige war, die etwas tun konnte.
Pandora spürte, wie ihr einzelne Tränen in die Augenwinkel traten, während sie dabei zusehen musste, wie immer und immer mehr ihrer Freundinnen verschwand. Sie war eine verdammte Versagerin, sie war schwach, hatte immer und immer wieder versagt und hatte es nie geschafft ihre Familie stolz zu machen. Sie war das schwarze Schaf, das herumgereicht wurde, sobald es irgendwo nicht mehr erwünscht war. Hier hatte sie endlich das Gefühl gehabt, irgendwie angekommen zu sein und jetzt sollte sie ihre Freunde direkt wieder verlieren?
Ihre Hände ballten sich beinahe automatisch zu Fäusten, als sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
Nein, sie wollte nicht mehr schwach sein.
Sie wollte kämpfen, sie wollte ihre Freunde beschützen. Sie war nicht schwach. Licht war eine großartige Kraft, die einzige Kraft, die Schatten besiegen konnte und sie würde ihr Letztes geben, alles aus dieser Kraft herauszuholen und solange kämpfen, bis sie gewonnen hatte. Sie würde nicht mehr aufgeben. Sie würde diesen Kampf gewinnen, für ihre Freunde, die sie nun brauchten, für ihr Volk, das nie an sie geglaubt hatte, und für sich selbst, um sich zu beweisen, dass sie es schaffen konnte.
„Lichtstrahl!“ Ein heller Blitz löste sich aus ihren Händen und ihre Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. Dieser Angriff war stärker gewesen als jeder andere Zauber, den sie jemals verwendet hatte, aber es reichte nicht. Noch nicht. Sie musste noch stärker werden. Und sie würde stärker werden, denn sie wusste, dass sie es schaffen konnte.
Es war dieser Moment, als sie plötzlich zu Strahlen begann. Ihre Augen weiteten sich überrascht und für einen kurzen Moment verschlug es ihr den Atem. Es war, als würde sie leuchten, als würde das Licht sie von innen heraus ausfüllen und ihr Kraft verleihen. Es floss durch ihre Glieder, machte sie stärker und bündelte sich schließlich unter ihrer Brust. Eine kleine Brosche mit einem blauen Stein in Form eines Lorbeerkranzes erschien und Pandora spürte die gewaltige Energie, die von dem kleinen Ding ausging.
Sie hatte ihr Charmix erreicht.
Sie konnte nun endlich ihre Freunde retten.
Ein letztes Mal schlug sie die Hände aufeinander, sprang mit einem einzigen Satz in die Höhe und bündelte alles an Kraft in ihren Händen, die sie auftreiben konnte.
Ein Schrei verließ ihre Lippen: „Lichtblitz!“ Und schon wurde die Höhle in gleißendes Licht getaucht.
Rose by xXDiamondStarXx
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Comments1
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R-Scarlett's avatar
Super cooles Kapitel! *_*
Ich finde du hast alles wirklich gut beschrieben und vor allem die Emotionen toll rüber gebracht.
Der Anfang war klasse mit der panischen Sophia. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie sie so ein bisschen ihren eigenen Fähigkeiten bzw. Wissen misstraut bis es dann los geht und sie merkt, dass sie es ja im Endeffekt doch kann XD
Kalea und Rose konnte ich dabei auch gut nachvollziehen. Von solchen Leuten war ich früher in der Schulzeit leider auch häufig genervt.
Die ganze Geschichte um die Höhle war sehr spannend. Ich saß die ganze Zeit da und dachte "Gleich kommt es! Gleich kommt es! Gleich kommt es!". Auch wenn man nicht genau wusste was einen erwartet, man wusste genau jeden Moment wird man mit dem Monster konfrontiert und sowas mag ich sehr gern ^.^
Das ist jetzt etwas, dass ich persönlich eher weniger beurteilen kann, aber ich finde du stellst die einzelnen Charaktere sehr gut dar. Du gibst dir sehr viel Mühe die kleinen Besonderheiten hervor zu heben, die diese Mädels eben aus machen. Wirklich ein großes Lob an dich denn das machst du genauso gut, wie Sarah das immer gemacht hat.
Jetzt hast du mich auch wieder so ein bisschen in den Fangirl-Modus versetzt und ich freue mich sehr auf das nächste Kapitel! :clap: