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Kapitel 1: Die verheerende Niederlage

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Es war ein schöner Morgen in Alabastia. Die Uhr hatte grade neun geschlagen und Mila war nach ihrem alltäglichen, morgendlichen Training den kleinen Hügel zu dem Labor von Professor Eich hinaufgestiefelt, um wutentbrannt mit einer Zeitung in der Hand an die gewaltige Tür zu schlagen. Etwas hatte ihr den Morgen ganz gewaltig versaut und selbst nachdem man sie in den Garten verfrachtet und ihr ein großes Eis gemacht hatte, schien sie noch immer vor Zorn zu rauchen.
„Duell der Alabastia-Sprösslinge: Verheerende Niederlage der Favoritin“, zitierte sie grade mit scharfer Stimme und schaufelte sich dabei eine Ladung Eiscreme in den Mund: „Dass diese ganzen Reporter-Schweine auch noch darauf herumreiten müssen.“ Sie stieß ihren Löffel wieder in die kalte Süßigkeit und hielt ihn automatisch zur Seite, um Glaziola, eines ihrer Pokemon kosten zu lassen.
Tatsächlich befanden sich auf dem großen Gartengelände, das zu dem Labor Professor Eichs gehörte nahezu alle ihre Pokemon. Sie lebten seit Jahren hier, immer dann, wenn sie Mila nicht auf ihrer Reise zur Seite standen und es vorzogen nicht im Hause ihrer Eltern zu leben. Dieses Privileg, jederzeit ihre Pokemon in Professor Eichs Obhut zu geben, hatte sie insbesondere deswegen, weil ihr Vater für den Professor arbeitete und ihre Mutter einen gewaltigen Teil einer Erbschaft in das Gelände gesteckt hatte. Außerdem  war sie gut mit seinem Neffen Gary Eich befreundet, mit dem sie damals zur selben Zeit zu ihrer Trainerreise aufgebrochen war.
Eben jener saß ihr auch gegenüber, bürstete beiläufig sein Nachtara, das sich zu einer kleinen Kugel auf seinem Schoss zusammengerollt hatte und zu schlafen schien, und bedachte Mila mit einem sowohl mitleidigen, als auch strengem Blick. Er verstand ihre Wut. Die Niederlage im Meisterschaftsfinale gegen ihren langjährigen Rivalen war nur wenige Tage her und jetzt wurde sich überall der Mund darüber fusselig geredet. Sie war zweifellos als Favoritin in dieses Finale gegangen, denn sie war bereits durch vorherige Meisterschaften und ihre laute, extrovertierte Art in den Fokus der Medien gerückt, doch Taylor, der damals gemeinsam mit ihm und Mila auf seine Reise aufgebrochen war, hatte sie gekannt, durchschaut und auf's Äußerste blamiert. Er war schon immer ein ruhigerer, besonnenerer Zeitgenosse als das gleichaltrige Mädchen und war deswegen bisher nicht sonderlich bekannt gewesen, doch Gary war sich schon immer sicher gewesen, dass er nicht zu unterschätzen war. Und wirklich, er hatte Milas hitziges, temperamentvolles Gemüt zu seinem Vorteil genutzt und so ein Pokemon nach dem anderen besiegt.
„... enttäuschende Taktik, … keine Chance, … ohne nachzudenken“, las Mila immer wieder vereinzelte Worte aus dem Artikel vor und schien die Zeitung dabei fast mit ihren Blicken erdolchen zu wollen. „Das ist doch ein schlechter Witz!“ Wütend zerknüllte sie das dünner Papier und schmiss es mit einer aggressiven Bewegung zur Seite. Verstimmt schob sie die Schale, in der sich noch einiges an Eis befand, das bereits zu schmelzen begann nach rechts, sodass sich ihr Pokemon darauf stürzen konnte.
„Mila, du hast nun mal verloren, es ist klar, dass sie darüber berichten.“, erhob nun Gary das erste Mal an diesem Morgen seine Stimme, denn er kannte Mila bereits seit mehreren Jahren und wusste nur zu gut, dass man sie am besten erst einmal ausreden ließ, wenn sie richtig in Rage war. Die Angesprochene stöhnte theatralisch auf und warf die Arme in die Luft: „Ich weiß, dass ich verloren habe. Ich weiß, dass Taylor mich komplett bloßgestellt hat. Ich weiß, dass ich mich wie eine Idiotin verhalten habe. Ich weiß, dass du mir am liebsten schon wieder sagen würdest, dass ich mehr nachdenken soll, bevor ich etwas tue, aber mein Kopf denkt einfach nicht gerne.“
Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jungen und er schüttelte belustigt den Kopf, denn Mila hatte recht. Das wäre wirklich genau das gewesen, was er ihr geraten hätte.
„Wenigstens hat der Vollidiot mit seinem Bisaflor die Top Vier nicht besiegen können. Wie hätte das denn ausgesehen, wenn er plötzlich aus dem Nichts kommt, erst mich besiegt und dann auch noch die Top Vier und den Meister. So besteht wenigstens noch die Chance, dass ich es schneller schaffe als er.“ Sie seufzte abermals und ließ ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme auf dem Tisch sinken.
„Du musst einfach weiter an dir arbeiten, Mila. Du reist seit so vielen Jahren und mittlerweile stehen dir so viele ausgezeichnete Pokemon zur Seite, dass du kaum mehr an deinen Strategien und Taktiken arbeiten musstest. Die Pokemon haben einfach schon durch ihre Kampfkraft die Arenaorden gewonnen.“
Mit erhobener Augenbraue sah das Mädchen den Jungen vor ihr an, so als hätte sie so etwas Dämliches noch nie gehört.
„Du brauchst gar nicht so doof zu gucken.“ Schmunzelnd tippte er ihr an die Stirn, was sie dazu veranlasste sich aufzusetzen. „Es ist wahr, wenn die Pokemon zu stark werden, brauchst du als Trainer bei schlechteren Gegner weniger zu machen.“ Nachdenklich zog Mila ihre Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Sie dachte nach über das, was Gary gesagt hatte, denn im Normalfall war der Junge recht intelligent und man sollte sich das, was er sagte zumindest durch den Kopf gehen lassen, bevor man es dann doch ganz anders machte.
„Du meinst also, meine Pokemon sind zu stark?“, sprach sie schließlich diesen völlig sinnlosen Gedanken aus und hielt sich selbst für nicht mehr ganz zurechnungsfähig, weil sie ihn sich überhaupt erlaubt hatte.
„Nicht direkt. Es ist gut, dass sie so stark sind, aber dadurch musstest du dich seit langer Zeit nicht mehr auf deinen Kopf verlassen und konntest ohne Planung in den Kampf gehen. Ehrlich, wann hast du dich das letzte Mal auf einen Kampf vorbereitet und dir eine Strategie überlegt?“ Eine Strategie, wann hatte sie zuletzt eine Strategie erstellt? Sie musste wahrlich ziemlich lange zurückgehen, doch schließlich, ganz zu Beginn ihrer Reise kam sie zu etwas, das man wohl als Strategie bezeichnen konnte. Natürlich, sie war nie ein Typ für großartige Taktiken gewesen und hatte sich mehr auf ihren Instinkt und ihr Gefühl verlassen, aber auch sie musste zugeben, dass sie früher zumindest ein bisschen geplant hatte und sich nicht nur darauf verlassen hatte, dass ihre Pokemon die Dinge schon regeln würden. Sie war faul geworden. Nicht, was das Training anging, da hatte sie seit Jahren eisern an ihren Regeln und Zeiten festgehalten, aber in Kämpfen, denn dort hatte sie kaum noch etwas geleistet, außer ihren Pokemon irgendwelche Attacken zuzubrüllen.
Erschreckt weiteten sich ihre Augen, diese Erkenntnis traf sie, denn sie war davon ausgegangen, dass sie mittlerweile eine recht ansehnliche Trainerin geworden war.
„Was tue ich jetzt? Wieso ist das weder Ash noch Taylor passiert?“ Sie fuhr sich fahrig durch den kurzen braunen Bob und schüttelte fassungslos den Kopf. Wie hatte ihr so etwas nur passieren können?
„Sowohl Ash als auch Taylor sind viel gereist.“, begann Gary, wurde jedoch jäh von Mila unterbrochen: „Ich bin auch viel gereist, ich bin seit sieben Jahren pausenlos unterwegs.“ Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Sie sind beide viel am Reisen, der Unterschied zwischen euch ist, dass sie jedes Mal mit neuen Pokemon gestartet sind. Sie sind in eine Region gegangen und haben sich auf die Pokemon verlassen, die sie dort gefangen haben.“
„Aber ich habe doch auch viele Pokemon gefangen, auf die ich mich verlassen habe.“, fuhr die Brünette wieder dazwischen und Gary stöhnte auf: „Jetzt lass mich doch endlich einmal ausreden.“ Er wartete einen kurzen Moment, schaute, ob Mila nun wirklich endlich den Mund hielt und erhob erst wieder die Stimme, als sie genickt hatte: „Gut, wie ich sagte, sie haben sich auf ihre neuen Pokemon verlassen und, bevor du mich jetzt wieder unterbrichst, ja, du hast nicht weniger Pokemon gefangen als sie, der Unterschied besteht einfach darin, dass du dich nie darauf verlassen musstest. Du hattest nahezu immer mehr gut trainierte als neue Pokemon im Team und konntest, falls eines der neueren Pokemon mal besiegt wurde, immer den Sieg mit einem deiner älteren holen. Du hast nie ein Team gehabt, das nur aus untrainierten Pokemon bestand, sodass du sie so effektiv wie möglich einsetzen musstest und irgendwann hattest du auch die neuen Pokemon so gut trainiert, dass du auch bei ihnen nicht mehr nachdenken musstest. Wie wäre es, wenn du es einmal machst wie sie? Wie wäre es, wenn du auch in eine neue Region aufbrichst und dir nur ein einziges Pokemon mitnimmst? Wenn du es schaffst, wieder selbst an dir zu arbeiten, wirst du bei der Meisterschaft das nächste Mal nicht verlieren.“ Aufmunternd lächelte Gary Mila an und diese zog die Augenbrauen zusammen.
„Vielleicht hast du recht. Vielleicht muss ich wirklich wieder mehr an mir arbeiten und mich nicht nur auf die Power meiner Pokemon verlassen. Ich werde nicht noch einmal gegen Taylor verlieren und wenn das meine Möglichkeit ist, um ihn nächstes Mal in den Boden zu stampfen, dann werde ich das tun.“ Grimmig sah sie in den Garten, ließ den Blick über ihre zahlreichen Pokemon schweifen, die sie über die Jahre immer begleitet hatten. Sie waren ein großartiges Team, jedes einzelne war stark und ein großartiger Kämpfer, doch wie es schien, war sie die Schwachstelle. Sie musste stärker werden, nicht ihre Pokemon.
„Ich denke, ich werde Glurak mitnehmen.“, sprach sie mehr zu sich selbst, als zu Gary: „Ich habe damals meine Reise mit ihm gestartet und ich werde auch dieses Abenteuer mit ihm beginnen.“
Die letzten Jahre hatte sie damit verbracht ihre Pokemon zu trainieren, sie stark zu machen und sie hatte Erfolg gehabt. Sie hatte sogar derartigen Erfolg gehabt, dass sie mittlerweile so stark waren, dass sie Mila kaum noch brauchten, denn sie selbst war dumm und schwach geblieben. Aber sie würde nicht länger schwach sein. Sie würde solange trainieren, bis sie ihren Pokemon ein ebenbürtiger Trainer war
„Ich sehe das Feuer in deinen Augen, Mila.“ Gary lächelte, während er sie beobachtete: „Das wird wohl Taylors letzter Sieg gegen dich gewesen sein.“ Zufrieden schüttelte er seinen Kopf und seine braune Sturmfrisur hüpfte auf und ab.
Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf Milas Gesicht aus. Gary hatte recht, sie würde ganz sicher nicht noch einmal verlieren.
First chapter for a new pokemo project with R-Scarlett and arvenya The chapters will be only in german.
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